Das "Lager"
(von FAR Helmut Nielen, Salm)
Neben dem Forsthaus "Waldfried" wird im Zuge der
politischen Zeitströme das sogenannte "Lager" errichtet. Baubeginn war 1932 für
und durch den Frontkämpferbund "Stahlhelm". Finanziert wurde der Bau durch Geldgeber
aus dem hiesigen Raum. Dem Vernehmen nach wurde das Lager durch Mitglieder der SA
"gestürmt". Der RAD (Reichsarbeitsdienst) erweiterte 1932133 die Anlage in
Blockhausbauweise.
1936 übernahm die Forstverwaltung das Arbeitsdienstlager und
richtete hier das "Schulungslager für deutsche Waldarbeit" ein, das bis
ins Kriegsjahr 1944 bestand. In dieser Einrichtung legte man erstmalig die
Grundsteine für den Ausbildungsberuf "Waldfacharbeiter" (heute:
Forstwirt). 1938 wurden die ersten Waldarbeiterlehrlinge eingestellt und im Lager ausgebildet. Nach
2jähriger Lehrzeit und nochmals 2jähriger Gehilfenzeit erfolgte die
Ernennung zum Waldfacharbeiter.
Geleitet wurde das Schulungslager vom damaligen Forstassessor - später Forstmeister
- Müller-Thomas,
Daun, dem späteren Leiter des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik. Hauptamtliche Lehrkraft war
Oberförster Schüler. Hilfslehrer wurden Hilfsförster Fabry von der Försterei
Salm-Rom und Schuler, Waldfried. Fest angestellt waren die Waldarbeiter
Simon Anton
und Simon Bernhard, Weidenbach, sowie Heibges Valentin und Weber Matthias,
Salm. Neben der Ausbildung der Holzhauer wurde auch die Weiterbildung
in neu entwickelten Arbeitsverfahren gelehrt. Außerdem ermittelte man Zeitwerte
für die Akkordierung des Holzeinschlages und der Forstkulturen. Die
"Musterrotte" A. und B. (Anton und Bernhard Simon aus Weidenbach) hatte hierbei
maßgebliche Anteil.
Viele Werkzeuge und Geräte wurden in Salm entwickelt, erprobt
und in Zusammenarbeit mit der Werkzeugschmiede
Gehendges, Pützborn, verwirklicht und produziert. Sie haben die damalige schwere Handarbeit
erleichtert und effektiver gemacht. So wurden zum Beispiel Prototypen der schweren Dolmar
2-Mann-Motorsäge in Berlin erprobt und in Salm eingesetzt.
Dauner Astungssäge, Dauner Kluppmeßstock, Dauner Axt, Dauner
Spaltaxt und Dauner Schäleisen werden noch heute in den einschlägigen
Werkzeugkatalogen für Waldarbeit angeboten. Richtigerweise müßten sie unter
"Salmer Geräte" geführt werden!
Das Lager bestand damals aus einem Schlafgebäude, einem
Schulungsgebäude mit Wirtschaftsteil und Kantine, sowie einem Bürogebäude.
Diese Baulichkeiten umschlossen einen Hofraum, auf dem Übungen abgehalten werden
konnten. Der Hofraum wurde nach Süden von einem überdachten Holzlager bzw.
Übungsplatz abgeschlossen. Die Lehrgänge wurden im
Internatsbetrieb abgehalten. Dem
Zeitgeist entsprechend begann der Tag mit Frühsport, Fahnenhissen und
Appell. Die Vielzahl der abgehaltenen Lehrgänge machte Salm im Rheingau
bekannt. Ein Großteil der fest angestellten Waldarbeiter und der
Forstbeamten aus Eifel, Hunsrück, Westerwald und dem Aachener Raum hat in den Jahren
1936 bis 1944 in Salm Station gemacht.
Ebenfalls wurde die Forstbeamtenschaft des
"Rheingaues" zu forsttechnischen Schulungslehrgängen nach Salm einberufen. Daß in dieser Zeit
nicht immer rein forstliche Themen behandelt wurden, hat der Vater des Verfassers
erlebt. Er wurde bereits 1936 in der Handhabung von Sprengladungen und
Sprengschnüren für das Fällen von Straßenbäumen zu Panzersperren
unterrichtet. Zu Beginn des Frankreichfeldzuges 1940 mußte das Schulungslager
vorübergehend geschlossen werden, da die Räumlichkeiten für
Truppenbereitstellungen benötigt wurden.
1944 ist der Lehrbetrieb mit den zeitgeschichtlichen
Kriegsereignissen zu Ende gegangen. Zum Kriegsende diente das "Lager" als
Nachschub-, Munitions- und Verpflegungslager. Nach Kriegsende "verteilten" sich
die Bestände und Einrichtungen des Lagers in alle Winde.
1950 wurden die schon recht verfallenen Gebäude von der Firma
Meerfeld, Weidenbach, abgebaut. Zur Zeit wird das Gelände
für den Maschinenstützpunkt des Forstamtes Salmwald genutzt. Auf den Fundamenten des
ehemaligen Speisesaales und der Küche steht nun mehr schlecht als recht ein
Maschinenschuppen. Was bringt die Zukunft ---?
Nachtrag
Bei den Wiederaufforstungsmaßnahmen nach den verheerenden
Sturmwürfen von 1990 (Orkan Wiebke) wurde hinter dem damaligen Gebäude eine
gußeiserne Tafel gefunden. Unter den Emblemen des ehemaligen
Reichsarbeitsdienstes - Zahnrad, Hammer, Eichenlaub und Hakenkreuz
- stehen die Worte: "Für vorbildliche Berufserziehung". Die Tafel hing im Eingang
zum Speiseraum. Unabhängig vom politischen Hintergrund des Nationalsozialismus
wurden im Schulungslager Salm vorbildliche und richtungsweisende Spuren
für den heutigen Berufsstand des Forstwirtes gelegt.