Räume, Rome, Romerhof, Rom
Ungefähr einen Kilometer von Salm entfernt an der Straße nach Birresborn liegt
Rom, auch Romerhof genannt.
1343 gestattete der Herr von Schönecken seinem Burgherren Ludwig von Tholey das
Dorf (zu der Zeit Räume oder Rome genannt), welches er verpfändet hatte, von
dem Ritter Richard von Studdenheim einzulösen.
Später wird berichtet, daß der Hof Rom zur Prümerei Schultheißerei
Birresborn gehört. Im Jahre 1568 werden Weiderechte an die Gemeinde Salm
verpachtet. Der Ort, 1788 Romerhof genannt, wird 1802 stillschweigend der
Pfarrei Salm einverleibt. Ursprünglich der Pfarrei Mürlenbach, dann der
Pfarrei Birresborn angeschlossen, war die Verwaltung nach 1802, ohne die
Diözese Trier zu informieren, dem Pastor von Salm übertragen worden. 1847
erwähnt daher Pfarrer Nikolaus Schramm, daß der Ort nicht ordnungsgemäß nach
Salm eingepfarrt sei, obwohl er seit 1802 als Filiale geführt werde.
Im Jahre 1894 wurde ein Forstgehöft ("Waldfried") in direkter
Nachbarschaft zu Rom aus der Pfarrei Gerolstein-Sarresdorf nach Salm eingepfarrt.
in Kreisen der Wissenschaft, insbesondere der Geologie, ist Rom kein unbekannter
Ort. Die in der Nähe zu findende "Salmer Kalkmulde", heute fast ganz
mit Wald bedeckt, kann als wahre Fundgrube bemerkenswerter urzeitlicher
Versteinerungen angesehen werden.
Man trifft hier eine seltene und vielfältige Flora an. Der Kalkboden bildet die
Grundlage für das Wachstum und Gedeihen manch seltener, sonst nicht mehr in der
freien Natur vorkommenden Orchideenarten. Hier seien insbesondere der
Frauenschuh genannt, aber auch der das großblättrige und schwertblättrige
Waldvögelein. Auch ist ein reicher Wachholderbewuchs festzustellen, der sonst
in unserer direkten Umgebung nicht anzutreffen ist.
Über einen längeren Zeitraum hinweg wurde Kalk abgebaut und gebrannt. Eine
genaue Datierung ist jedoch nicht möglich; es wird behauptet, daß hier auch
für den Kirchenneubau in Salm in den Jahren 1928/27 Kalk gewonnen wurde.
Fragmente von Brennofenfundamenten waren noch in den dreißiger Jahren sichtbar
vorhanden. Heute ist der ganze Hügel mit Weymouthskiefern bewachsen. Die Natur
hat die Zeitzeugen zugedeckt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein neuer Ofen unterhab der ersten Rechtskurve
erbaut und es werden Brennversuche unternommen. Initiator und Betreiber war der
Seniorchef der Firma Peter Meerfeld aus Pützborn. An mehreren Stellen im
Distrikt "Hasendell" werden Gesteinsproben entnommen und Brennproben
durchgeführt. Heute noch sichtbare Löcher und Abgrabungen bezeugen dies.
Leider zeigen die Versuche, daß das vorgefundene Gestein den Anforderungen
hinsichtlich der zu erwartenden Kalkqualität und - quantität nicht genügt. Es
bleibt beim Versuch; der Betrieb wird eingestellt und gerät in Vergessenheit.
Aus Salm haben damals, soweit bekannt, als Mitarbeiter der Firma Meerfeld Johann
Elsen und Johann Schottes (Herges Johann) an dem Projekt mitgearbeitet.
Im Jahre 1996 soll die Ofenrinne im Zuge der Georoute innerhalb der
Verbandsgemeinde Gerolstein als Besichtigungsobjekt freigelegt werden. Der Name
"Kalkofen" ist auch als Flurbezeichnung in der Nähe Roms anzutreffen;
der Schluß liegt nahe, hier sei Kalk gebrannt worden. Es liegen für diese
Vermutung keine Beweise vor.
Erst im Jahre 1936 wurde Rom an das Stromnetz angeschlossen. Vor dem Zweiten
Weltkrieg hatte der Ort 14 Häuser. Am .2 Januar 1945 wurde Rom bei einem
Bombenangriff schwer getroffen. 1955 wird das Anwesen Kuhl-Meerfeld von einer
Brandkatastrophe heimgesucht.
Im Jahre 1959 erhält Rom
Wasseranschluß an das Ortsnetz Salm. Die Hausanschlüsse werden in
Eigenleistung (Frondienst) hergestellt. Bis dahin mußte das Wasser aus einem
Brunnen am Waldrand geholt werden. 1961 entsteht im Zuge der Flurbereinigung der
Aussiedlerhof "Back". Der begleitenden flächenmäßigen
Umstrukturierung sind einige Gebäude zum Opfer gefallen: Alt-Kuhlen, Sitzen,
Piroth's und die Kriegsruinen.
Bis zur Verwaltungs- und Kreisreform 1970 gehörte Rom zum Kreis Prüm. Die
damalige Kreisgrenze verlief direkt hinter dem Quellgebiet des Salmbaches.
Bis vor einigen Jahren war dies auf einem hier angebrachten gußeisenen Schild
("Kreis Prüm - Kreis Daun; Reg.-Bez. Trier") festgehalten. Sitz der
Verbandsgemeinde war damals Birresborn.
Von den ältesten Zeiten an wurden die "Römer" in Salm getauft und
eingeschult, dort ging man zur Kirche, wurde getraut und beerdigt.
Landwirtschaft und der umliegende Wald haben seine Bewohner stets ernährt.
Durch Vereinszugehörigkeiten un d Feste hat man bis heute eine feste Bindung an
den Ort Salm.
Die Gründung Roms
An einem schönen Maientage stieg die Muttergottes mit dem Jesusknaben vom
Maialtar herab und schritt mit ihm aus der traulichen Stille der Kirche von Salm
in die sonnenhelle Flur. Das Jesuskind spielte mit den Tieren und pflückte
Blumen für seine Mutter. Als sie schon ihre Schritte heimwärts lenken wollten,
sahen sie einen Pilger des Weges kommen. Der schleppte ein schweres Kreuz und
kam mit seiner schweren Last nur mühsam vorwärts. Voll Mitleid fragte ihn
Maria, weshalb er das Kreuz trage. Der Pilger sagte, er habe im Streite einen
Mann erschlagen und trage zur Buße das Kreuz nach Rom. Da sah Maria bittend ihr
Kindlein an. Der Büßer erblickte plötzlich die Gestalten in strahlendem
Lichte und hörte den Knaben sagen: "Dir sei vergeben!" Dann
entschwanden Mutter und Kind seinen Augen. Freude und Friede zogen in des
Pilgers Herz. Die Stätte des Wunders wollte er nicht mehr verlassen. Er
richtete das Kreuz am Wege auf, baute sich eine Hütte und nannte den Ort, an
dem seine Pilgerfahrt ihr Ende gefunden hatte, Rom, weil er dorthin hatte
pilgern wollen.
Aus dem Eifelkalender 1926 von Studienrat Hubert Rahm, Gerolstein
In Rom spricht niemand italienisch
Post wandert zwischen Italien und der Eifel
Mein Onkel, der ein weitgereister Mann
ist, war gestern sehr böse auf mich. Ich hatte ihm erzählt, daß ich in Rom
gewesen sei und dabei festgestellt habe, daß dort kein Mensch italienisch
sprechen kann. Weiter habe ich ihm erzählt, daß beileibe nicht alle Wege nach
Rom führten, und die dorthin gingen, seien außerordentlich schlecht. Und als
ich hinterher noch sagte, daß es dort keine St. Peterskirche gäbe und daß ich
zudem die Fahrt in eineinhalb Stunden mit dem Wagen von Trier aus bewältigt
habe, stieg über seinen ersten Ärger ob dieser ganz unmöglichen Behauptungen
eine tiefe Besorgnis um meinen Verstand. Mein Onkel, das muß man ihm zugute
halten, ist nicht von hier, aber ich bezweifle stark, ob es hierzulande viele
Leute gibt, die sofort gewußt hätten, daß natürlich nicht Rom, die ewige
Stadt und Hauptstadt Italiens, sondern der kleine Ort Rom im Kreis Prüm gemeint
war. Ich selber muß gestehen, daß ich es auch erst seit einigen Wochen bei
einem der beliebten Spaziergänge mit dem Finger über
die Landkarte durch Zufall entdeckt habe.
Rom in der Eifel gehört zur Gemeinde Birresborn und besteht nur aus ein paar Häusern
und Gehöften diesseits und jenseits der Straße zwischen Salm und Birresborn.
Etwa 30 Einwohner, Bauern- und Arbeiterfamilien, bevölkern den Ort. So klein er
auch ist, und so versteckt er im Salmwald liegt, der Krieg hat ihn gefunden. Das
Eckhaus an der Straße wurde zerstört, andere beschädigt. Rund um die Häuser
erstrecken sich bis zum nahen Waldrand Felder und Wiesen, und man kann sich
vorstellen, daß der Winter hier auf der Höhe lange und einsam ist. Woher der
Name Rom stammt, war nicht zu ergründen. Aber schon oft hat "gute"
Postverbindung zur ewigen Stadt bestanden. Besonders vor den Festtagen, wenn in
der Eile die Bezeichnung Eifel hinter der Ortsangabe ausgelassen wurde,
wanderten schon viele Briefe und Kartengrüße den weiten Weg nach Italien, um
meist nach drei Monaten mit zahlreichen Stempeln und Vermerken versehen an ihren
richtigen Bestimmungsort in die Eifel zu gelangen. Und man kann sich vorstellen,
daß sich die römischen Postbeamten sehr gewundert haben mögen, daß es noch
ein Rom gibt irgendwo in Germania. Wenn ich noch einmal nach Rom komme, nehme
ich der Hauptpost der italienischen Metropole am Tiber ein Foto von Rom in der
Eifel mit, damit mir auch geglaubt wird.
Abschrift eines Zeitungsartikels: »Trierischer Volksfreund«, Jahr 1956